Fliesen auf Fliesen kleben – geht das?

von | Feb 15, 2021 | Bauanleitungen

Den Wohnzimmerboden neu fliesen? Oder das Badezimmer? Allein der Gedanke, die alten Fliesen losschlagen zu müssen, wirkt schon abschreckend. Zum Glück kann man mittlerweile mit superstarken Klebern auch Fliesen auf Fliesen kleben. Wie das geht, erfahren Sie hier.

Planung und Vorbereitung

Zunächst einmal haben wir eine Liste aufgeführt mit den Materialien, die Sie brauchen werden.

  • Fliesen (wie ausgemessen + 10 % mehr für Verschnitt. Außerdem lohnt es sich, eine Kiste für spätere Reparaturen einzuplanen)
  • Fliesenkleber (welcher Fliesenkleber sich eignet, erklären wir im Abschnitt „Der richtige Kleber“)
  • Haftgrund
  • Schaumstoffrolle
  • Fugenmörtel
  • Silikon und Kartusche / Auspresspistole
  • Fugenglätter
  • Wasserwaage
  • Fliesenschneider, ggf. Bohrmaschine mit Aufsätzen für Ausbohrungen
  • Putzkelle
  • Zahnspachtel
  • Fliesenkreuze
  • Fliesenschienen
  • Fugengummi
  • Schwamm
  • an den Stein angepassten Reiniger
  • Gummihammer
  • Spachtelmasse
  • Entkopplungsmatte

Der richtige Kleber um Fliesen auf Fliesen zu kleben

Damit der Kleber und die neuen Fliesen auch auf den alten Fliesen halten, sollten Sie einen Kleber wählen, der auf besonders glattem Untergrund hält. Flexkleber für Naturstein zum Beispiel eignen sich besser als normale Zementkleber, weil sie gewisse Kunststoffzusätze enthalten. Dieser Kleber kann auf Böden und an Wänden genutzt werden.

Dispersionskleber hat eine sehr hohe Klebewirkung, ist aber nicht frostbeständig und braucht sehr lange zum Trocknen. Daher eignet sich dieser Kleber am besten für Wände im Innenbereich.

Der Haftgrund sollte auf jeden Fall zum Kleber passen, ebenso wie der Mörtel. Am besten nimmt man hier Produkte derselben Marke.

Vorbereitung des Untergrundes

Damit die Fliesen hinterher gut halten und sicher sitzen, solltet ihr zunächst den Untergrund testen. Klopft dafür mit einem Gummihammer auf jede Fliese. Lockere Fliesen müssen entfernt werden. Mit ein bisschen Pech kommen Sie also doch nicht ganz ums Fliesen losschlagen herum, doch es wird allemal schneller gehen, als alle alten Fliesen zu entfernen. In das Loch der Fliese wird Spachtelmasse aufgetragen. Diese Masse muss nach Herstellerangaben trocknen. Es ist essenziell, dass die Masse ganz durchgetrocknet ist, damit Sie im Nachhinein nicht mit Feuchtigkeit zu kämpfen haben.

Bevor Sie nun mit dem Haftgrund beginnen, müssen alle Fliesen, die überfließt werden sollen, mit einem Grundreiniger penibel gereinigt werden. Es sammeln sich immer Dreck und Ablagerungen. Wenn Sie die neuen Fliesen darüber kleben würden, wäre die Haftung nicht garantiert und alle Arbeit umsonst.

Nehmen Sie alles ab, was ihnen im Weg sein könnte: Lichtschalter, Türen, Heizungen, Abdeckrosetten von Rohren.

Sind die Fliesen sauber und alle Störfaktoren beseitigt, können Sie mit dem Haftgrund beginnen. Verteilen Sie ihn über die Fläche,

die Sie in den nächsten Tagen fliesen wollen. Hierfür nutzen Sie eine Schaumstoffrolle. Lassen Sie ihn nach Herstellerangaben trocknen. Auch wenn sich die Trockenzeit von Hersteller zu Hersteller unterscheidet, können Sie grob mit einer bis drei Stunden rechnen.

Der Haftgrund sorgt dafür, dass der Fliesenkleber später auf dem glatten Untergrund gut hält. Für besonders guten Halt spachteln Sie jetzt einmal die komplette Fläche mit dem Fliesenkleber Ihrer Wahl ab. Machen Sie das mit einer Putzkelle und tragen Sie den Kleber recht dünn auf. Eine Schicht von etwa 2 mm reicht und gleicht Unebenheiten durch Fugen oder Maserung der Fliesen aus.

Fliesen auf Fliesen kleben

Legen Sie sich Ihre Fliesen bereit, indem Sie Fliesen aus verschiedenen Paketen mischen. Gerade bei Naturstein stellt man so sicher, dass die Farben gleichmäßig verteilt sind.

Prüfen Sie die Hauptblickrichtung und planen Sie Ihre Fliesen dementsprechend. Bereiten Sie Ihre Markierungen vor. Bei den Wandfliesen beginnen Sie unten und arbeiten nach oben hin. Planen Sie nur einen Teil der Wand zu fliesen, markieren Sie sich, wo die oberste Fliesenreihe enden soll. Zeichnen Sie die Oberkante der untersten Fliesenreihe an Lassen Sie dabei unten Platz für eine Silikonfuge. Das können Sie zum Beispiel mit Fliesenschienen sicherstellen. Achten Sie darauf, dass an den Seiten keine zu schmalen Stücke entstehen. Optisch ist es schöner an den Seiten rechts und links etwas kürzere Fliesen zu haben, als nur auf einer Seite ein superschmales Fliesenstück.

Für das eigentliche Ankleben der Fliesen mischen Sie nur so viel Kleber an, wie Sie auch verarbeiten können. Wie lange der Kleber sich verarbeiten lässt, finden Sie in den Herstellerinformationen. Je nach Arbeitstempo und Erfahrung schafft man in 30 Minuten ungefähr 1 m² bis 1,5 m². Wenn Sie natürlich gebrauchsfertigen Dispersionskleber nutzen, brauchen Sie sich darum keine Sorgen zu machen.

Tragen Sie mit dem Zahnspachtel den Kleber auf die Fläche, auf der Ihre erste Fliese sitzen soll. Setzen Sie nun die erste Fliese entlang Ihrer waagerechten Grundlinie. Drücken Sie sie in den Kleber und bewegen Sie sie vorsichtig, bis sie richtig sitzt. Entfernen Sie den überflüssigen Kleber, bevor er antrocknet. Überprüfen Sie den Sitz mit Ihrer Wasserwaage. Tragen Sie wieder Kleber auf und legen Sie die nächste Fliese bündig an. Schieben Sie sie dann erst um Fugenbreite von der ersten Fliese weg und schieben einen Fliesenkeil ein. So verhindern Sie, dass der Fliesenkleber zwischen den Fliesen herausquillt. Verfahren Sie weiter nach diesem Schema.

Tragen Sie den Kleber zunächst Fliese für Fliese auf. Wenn Sie merken, dass Sie schnell genug sind, können Sie immer genug Fliesenkleber für zwei oder drei Fliesen auftragen. Vernachlässigen Sie jedoch nicht die Genauigkeit zu Gunsten der Schnelle und lassen Sie keinen Kleber trocknen, bevor nicht eine Fliese darüber ist.

Wenn Sie Fliesen schneiden müssen, beachten Sie das in Ihrer Kleberplanung. Wenn möglich, schneiden Sie die Fliesen, bevor Sie den Kleber für das Stück anmischen.

Haben Sie die ganze Wand fertig, bereiten Sie nun den Boden vor, indem Sie die Entkopplungsmatte installieren.

Die Entkopplungsmatte

Um einen gefliesten Boden für eine neue Schicht Fliesen vorzubereiten braucht es einen Schritt mehr, als bei der Wand: Die Entkopplungsmatte. Eine solche Matte trennt den Unterboden vom Bodenbelag und verhindert so, dass Spannungen durch Zeit und Wetter den Bodenbelag angreifen. Die Entkopplungsmatte kommt auf den Boden, wenn die Wände fertig gefliest sind.

Über Ihre ausgleichende Kleberschicht aus der grundsätzlichen Vorbereitung tragen Sie mit einer fein gezahnten Kelle eine weitere Schicht Fliesenkleber. In diese Schicht drücken Sie Ihre zugeschnittene Entkopplungsmatte. Streichen Sie sie mit der Kelle glatt und verteilen eine weitere Schicht Fliesenkleber darüber, damit alle Maserungen der Matte eben sind. Dieser Schritt mag wie eine gigantische Kleberverschwendung scheinen, doch seien Sie versichert, Ihre Fliesen werden es Ihnen danken: Das Risiko für Risse und Sprünge in den Fliesen wird mit diesem Schritt drastisch reduziert. Lassen Sie alles gut durchtrocknen, bevor sie mit dem Fliesen fortfahren.

Außerdem gibt es Entkopplungsmatten, die man für die Einbettung der Heizspiralen für eine Fußbodenheizung verwenden kann. Diese müssen Sie allerdings exakt nach den jeweiligen Herstellerinformationen installieren, damit hinterher mit der Steuerung alles einwandfrei funktioniert.

Besonderheiten beim Boden

Auch für die Bodenfliesen gibt es einige Orientierungspunkte, was die Anordnung angeht. Zum einen ist da wieder die Blickrichtung, zum anderen können Sie sich aber nun auch an den Fugenverläufen der Wandfliesen und gegebenenfalls an den Fugenverläufen der angrenzenden Räume orientieren.

Das eigentliche Fliesen geht vonstatten, wie es auch an der Wand ging. Immer nur Kleber für eine bis drei Fliesen auftragen, überflüssigen Kleber sofort wegstreichen, bündig ansetzen und in die richtige Position schieben, Fugenkeile einsetzen. Den Boden fliesen Sie von der Wand in Richtung Tür, damit Sie nicht über die frisch gelegten Fliesen laufen müssen. Beachten Sie zur Wand hin die Dehnungsfuge.

Haben Sie Wand und Boden fertig gefliest, darf alles trocknen.

Verfugen

Ist alles ganz trocken, geht es ans Verfugen. Hierfür werden zu allererst die Fugen von Kleberresten und Fugenkreuzen oder -keilen befreit. Dann mischen Sie den Fugenmörtel an. Wählen Sie ihn nicht nur nach Farbe, sondern auch nach Eignung für Ihren Stein. So gibt es für Naturstein beispielsweise Naturstein-Flex-Fugenmörtel.

Beginnen Sie wieder mit der Wand. Tragen Sie den Mörtel mit einer Kelle auf und streichen ihn in die Fugen hinein. Achten Sie darauf, dass nicht zu viel Mörtel auf den Fliesen bleibt. Lassen Sie die Fugen wo zwei Wände oder Wand auf Boden treffen frei. Diese sogenannten Dehnungsfugen werden zuletzt mit Silikon verfugt.

Sind die Mörtelreste auf den Fliesen heller geworden, ist er angetrocknet. Jetzt können Sie mit einem weichen Schwamm und einem geeigneten Reiniger den Mörtelschleier entfernen. Bei Natursteinfliesen empfiehlt sich Grundreiniger, der auf die speziellen Eigenschaften des Steins abgestimmt ist. Im Innenbereich kann man die Fliesen auch vor dem Verfugen schon imprägnieren, so kann sich der Mörtel gar nicht erst festsetzen.

Sind die Fugen getrocknet, wählt man Sanitärsilikon in einer zu Fugen und Fliesen passenden Farbe und spritzt es mit einer Spritzpistole in die Dehnungsfugen ein. Gehen Sie dabei langsam und gründlich vor, damit das Silikon blasenfrei in die Fugen eingleitet. Besprühen Sie die frischgespritzte Fuge mit einer Spülmittel-Wasserlösung und glätten Sie diese mit einem Fugenglätter.

Wer keinen Fugenglätter da und eine ruhige Hand hat, kann sich auch etwas Spülmittel auf den Zeigefinger streichen und mit dem Finger das überflüssige Silikon abstreichen.

Ein letztes Mal wird alles trocknen gelassen und dann können Sie Ihren neu gefliesten Raum nach Belieben einrichten und nutzen. Eventuell müssen Sie die Tür etwa einen Zentimeter absägen, bevor Sie sie wieder einhängen. Aber nachdem Sie einen Raum selbst gefliest haben, wird das bisschen Sägen sicherlich kein Problem für Sie!

Fliesen auf Fliesen kleben funktioniert also! Wer hat es schonmal gemacht? Haben Sie Tipps und Tricks, die wir nicht aufgeführt haben?

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